Keep it clear and simple – schön wär’s
Unsere Kolumne gegen schlechte User-Experience in Fragebögen geht in die nächste Runde. Dieses Mal geht es um unübersichtliche Fragen. Denn: Ein guter Fragebogen hinterlässt einen bleibenden Eindruck – ein schlechter leider auch!
Durch Self-Service-Marktforschungs-Tools und Saas-Befragungssoftware kann jedermann Umfragen selbst programmieren und auf seine Zielgruppe loslassen – das ist häufig keine gute Idee, denkt man an die User-Experience der Befragten. Aber solche Beispiele liefern regelmäßig großartiges Material für unsere Rubrik der Mafo-Fundstücke.
Mehrfachantworten auf 10 beschränken
Heute möchte ich mich dem Thema unübersichtlicher Fragen zuwenden.
Hier ein erstes Beispiel, damit Sie wissen, was ich meine:
Immerhin ist es ’nur‘ eine Frage der Kategorie „Mehrfachantworten möglich“, so dass der Befragte recht schnell durchkommt. Aber ist Ihnen aufgefallen, dass die Antwortkategorien ziemlich verrückt sind? Optionen wie „Man kann dort gut parken“ in eine Schublade zu stecken mit der Möglichkeit, dort „qualitativ gutes Spielzeug kaufen zu können“, ist schon recht gewagt. Mich würde interessieren, wie die Auswertung der Frage geplant ist.
Naja, immerhin steht das „weiß nicht“ und die offene Antwort ganz unten – das ist auch nicht selbstverständlich!
Außerdem ist hier bei der Programmierung zu beachten, dass Items wie „Keine davon“ oder „keine Angabe“ oder „Sonstiges, und zwar“ grundsätzlich am unteren Teil der Antwortenliste fixiert werden sollten, um sich nicht ebenso zufällig unter die abgefragten Optionen zu mischen.
Merke: Auflistungen solcher Art (zum Beispiel Markenlisten bei Awarenessfragen) sollten sich auf die wesentlichen Kategorien beschränken und nicht mehr als zehn Nennungen enthalten, damit der Befragte nicht frühzeitig das Handtuch wirft. Dass die Optionen inhaltlich Sinn machen sollten, versteht sich (eigentlich) von selbst. Ausnahmen bestätigen – wie oben ersichtlich – die Regel.
Produktvielfalt macht nicht immer glücklich
Apropos ‚Handtuch werfen‘: Gerade bei Kategorien, die eine Vielzahl von Elementen enthalten sollte man sich überlegen, ob man diese clustern kann oder auf verschiedene Fragebogen-Splitts aufteilt. Sonst mögen Produkt-Manager glücklich sein, dass die Listen vollständig sind, die Befragten steigen jedoch nach der zehnten Antwortoption genervt aus.
Das Ganze auf zwei Spalten auszubreiten, hilft hier nicht wirklich. Man stelle sich die Befragung auf dem Smartphone vor…
Vertikal ist der neue Horizont – zumindest auf dem Smartphone
Lange Listen sollte man sich also sparen, und mehrere Spalten verschärfen das Problem der Unübersichtlichkeit. Um das mit den Spalten nochmal zu verdeutlichen: Matrixfragen sind ja schon schlimm – doch häufig nicht zu vermeiden. Aber der Autor dieses Fragebogens hat den Tipp, mal die Itembatterie seiner Matrixfrage zu kürzen, damit der Befragte nicht so viel scrollen muss, offenbar missverstanden:
Der Autor hat einfach Spalten und Zeilen vertauscht! Haben Sie so etwas schonmal gesehen? Ich nicht. Und es macht mich sprachlos.
Aber es würde mich schon interessieren, wie hoch die Abbruchquote bei der Frage war. Vielleicht 70 Prozent bei Desktop-Usern, und auf dem Smartphone? Vielleicht 90 Prozent?
Denn die vermeintliche Alternative, einfach auf den Weiter-Pfeil zu klicken, hätte wahrscheinlich zur gemeinen Fehlermeldung: „Bitte vervollständigen Sie Ihre Angaben!“ geführt. Das ist ja mein persönlicher Liebling bei Online-Befragungen – und lässt meine persönliche Abbruchquote direkt auf 100 Prozent hochschnellen.
Haben Sie Beispiele? Immer her damit!
Wie ist es mit Ihnen? Gehören Sie auch zur Mehrheit der Bevölkerung, die zumindest gelegentlich an Online-Befragungen teilnimmt?
Und haben Sie sich dabei schonmal verwundert am Kopf gekratzt, die Haare gerauft oder immerhin geschmunzelt? Dann freuen wir uns über Zusendungen Ihrer Beispiele via E-Mail an: Fundstueck@greenadz.de
Unser Dank ist dem Spender gewiss: Dieses Mal geht er an meine Research-Kollegen Prof. Dr. Holger Lütters von pangea labs und Simon Kunz von Trend Research – herzlichen Dank für die Inspirationen!
Wie immer werden jegliche Absender(institute) vorher anonymisiert, denn wir wollen kein Kollegen-Bashing betreiben, sondern nur dafür sensibilisieren, der Fragebogenqualität ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Und wenn Sie es einrichten können, lassen Sie einen Dritten die Qualitätskontrolle machen.
Hier geht es zu den bisher erschienenen Mafo-Fundstücken Nummer 1, Nummer 2 und Nummer 3.
Herzliche Grüße,
Sandra Gärtner
Über die Autorin: Dr. Sandra Gärtner ist Mitgründerin des Marktforschungs- und Technologiedienstleisters GreenAdz sowie mit mediaresearch42 selbstständige Marktforschungs-Beraterin mit Leidenschaft und grüner Seele aus Hamburg.
Wir helfen gern bei der Konzeption, Programmierung und Umsetzung Ihrer Online-Befragungen und geben Ihnen liebend gern ein paar Tipps.
Die USER EXPERIENCE und RESPEKT stehen bei unserem nachhaltigen Rekrutierungs- und Incentivierungsansatz an erster Stelle. Wertschätzender als klassische PopUp-Befragungseinladungen helfen wir unseren Kunden ihre Kunden durch gute Online-Befragungen besser zu verstehen: Wir sind immer unaufdringlich eingebunden und incentivieren jeden Befragten mit einer BAUMSPENDE. Für nachhaltig bessere Ergebnisse, bessere Stichproben und glücklichere User.